Es war die Premiere für das neue Kongressformat M1-Zukunftskongress Messe, zu der der Hauptgeschäftsführer HDS/L Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e.V., Manfred Junkert, nach Frankfurt am Main eingeladen war. Thema der Diskussion am 1. Oktober: „Messen neu vermessen: Erfolg in Zeiten von Leads und Likes“. Der Gesamtverband textil+mode sprach mit ihm über die Zukunft des Messegeschäfts.
textil+mode: Herr Junkert, der Markt für Fashion und Schuhe verändert sich rasant. Digitale Plattformen, asiatische Verkaufsapps, die Märkte mit Ramschware und Ultra Fast Fashion fluten – Qualitätshersteller sind im Dauerstresstest. Was bedeutet das für klassische Messen?
Manfred Junkert: Die Branche steht unter enormem Veränderungsdruck. Die traditionellen Orderformate müssen sich diesem Wandel stellen – und sich im Grunde neu erfinden. Messen können nicht mehr nur reine Verkaufsplattformen sein. Sie müssen heute Erlebnisräume, Netzwerkknoten und Innovationsschaufenster zugleich sein.
textil+mode: Der HDSL begleitet die Branche seit Jahren auf internationalen Messen. Was sind Ihre Erfahrungen?
Manfred Junkert: Wir sind regelmäßig auf Messen vertreten, in Tokio, Mailand, Düsseldorf oder Riva am Gardasee, früher auch in Moskau. Dabei sehen wir: Die Anforderungen an Messeformate haben sich stark verändert. Es geht nicht mehr nur um Fläche und Ausstellerzahlen, sondern um Relevanz, Austausch und Inspiration.
textil+mode: Mit der Messe „Barefoot“ haben Sie 2025 ein neues Format initiiert. Was war der Gedanke dahinter?
Manfred Junkert: „Barefoot“ in Offenbach war unsere Antwort auf die Frage, wie eine Messe in einem dynamischen Umfeld aussehen muss. Wir wollten ein Format schaffen, das eine Community anspricht, echten Eventcharakter hat und Raum für Begegnung bietet. Der Fokus lag auf Qualität statt Quantität – mit klaren Themen, starken Inhalten und viel Raum für Dialog.
textil+mode: Im Juni 2026 folgt mit „069 CONNECT“ ein weiteres innovatives Format. Was steckt dahinter?
Manfred Junkert: Hier schlagen wir gemeinsam mit der Messe Offenbach ein neues Kapitel auf. Es handelt sich bewusst nicht um eine klassische Messe, sondern um ein exklusives Branchen-Event, das Entscheider aus Industrie und Handel zusammenbringt. Im Mittelpunkt stehen Dialog, Storytelling und Begegnungen auf Augenhöhe. Markenhersteller präsentieren sich in stilvollem Rahmen, aber es geht nicht um Order – sondern um Austausch, Inspiration und Zukunftsperspektiven.
textil+mode: Wie messen Sie den Erfolg solcher Veranstaltungen?
Manfred Junkert: Kennzahlen sind hilfreich, aber sie greifen zu kurz. Aus unserer Sicht ist entscheidend, wie gut eine Messe den Markt versteht und wie tief sie in die Bedürfnisse der Stakeholder eintaucht. Erfolg zeigt sich in der Qualität der Gespräche, in der Relevanz der Themen und in der Nachhaltigkeit der Kontakte.
textil+mode: Was braucht es Ihrer Meinung nach für die Zukunft?
Manfred Junkert: Kreativität und Mut. Veranstalter müssen neue Wege gehen, Formate weiterentwickeln und auch mal etwas wagen. Die persönliche Begegnung ist dabei ein unschätzbarer Wert. Gerade das können Messen leisten – sie fördern das Verstehen der Marktbeteiligten und schaffen Vertrauen. Das ist in Zeiten digitaler Überflutung wichtiger denn je.
textil+mode: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
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